Marktheidenfeld

Unterfranken

Bürgerbräu Marktheidenfeld - 1817 bis 1939

97828 Marktheidenfeld

Der Löwenwirt Bernhard Kaiser hat diese Brauerei 1817 unter dem Namen „Bürgerliches Brauhaus“ gegründet. Der ursprüngliche Standort ist bis heute nicht bekannt. Man nimmt an, dass der Betrieb 1835 in die Mitteltorstraße verlegt wurde.

Nachfolger von Bernhard Kaiser, der aus Homburg stammte, war Joseph Lermann. Dessen zweite Frau heiratete 1881 den Bierbrauer Georg Doll, der die Brauerei bis 1889 führte. Ihm folgte Karl Adam Lermann nach. Bereits zu Zeiten des Joseph Lermann war der Bierumsatz nicht unbedeutend. Das geht aus zwei Zahlen hervor, die uns überliefert sind. 1867 wurden 2021 Eimer Bier (= ca. 1.300 hl)„exportiert“, d.h. auswärts abgesetzt.1868 waren es 1.650 Eimer (ca. 1650 hl). Es ist anzunehmen, dass sie zu dieser Zeit damit wohl die größte der Marktheidenfelder Brauereien war.

Lermann kaufte 1900 als Brauereigut den Bauernhof „Im Istel“ an der Gemarkungsgrenze zu Karbach, nicht zuletzt um auf eigenen Feldern den Hopfenanbau betreiben zu können.
Am 1. Oktober 1913 übernahm Max Lermann die Brauerei, die sich nun „Bürgerbräu“ nannte. Im gleichen Jahr wurde das seitherige Bezirksamtsgebäude mit Nebenbau und Hofraum für 25.000 Mark dazugekauft.

Um während des Ersten Weltkriegs die vorhandenen Kapazitäten auszunutzen, wurden auch Lebensmittel weiterverarbeitet. So trocknete man u.a. Rübenschnitzel.
Georg Hahn aus Unterspießbaum kaufte 1929 die „Bürgerbräu“. Er war ein sehr tüchtiger Fachmann. Innerhalb von wenigen Jahren brachte er den völlig heruntergewirtschafteten Betrieb wieder in einen ordentlichen Zustand. In einem Schreiben vom 31.8.1939 bescheinigte ihm dies der damalige Bürgermeister von Marktheidenfeld: “Herr Hahn hat durch tatkräftigen Einsatz und Investierung eines größeren Kapitals die Brauerei auf eine beachtliche Höhe gebracht, sie baulich und technisch in einwandfreien Zustand versetzt. Dies ist umso höher zu bewerten, als der Aufbau im harten Konkurrenzkampf vor sich ging“.

Aus welchen Gründen auch immer verkaufte Georg Hahn 1939 die „Bürgerbräu“ an die „Martinsbräu“ Marktheidenfeld. Die Bierproduktion wurde daraufhin aufgegeben.

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Brauerei Sorg - 1795 bis 1920

97828 Marktheidenfeld

Die Brauerei Sorg ist wohl die älteste Brauerei in Marktheidenfeld, obwohl sie erst zu Ende des 18. Jahrhunderts gegründet wurde.
Die damalige Regierung, das Domstift in Würzburg, besaß in der Gegend große Weinberge, hatte also kein Interesse Bier als Konkurrenzgetränk aufkommen zu lassen. Erst als in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts mehrere Missernten hintereinander den Wein so teuer werden ließen, dass die kleinen Leute sich keinen Schoppen mehr leisten konnten, waren die hohen Herren eher geneigt Konzessionen für Brauereien zu erteilen. So ersuchte Johann Andreas Leininger am 27. Oktober 1795 die Regierung von Würzburg um eine Brauereikonzession. Er begründete seinen Antrag u.a.: „Daher wäre es für den volksreichen Flecken Marktheidenfeld und die benachbarten Orte sehr nützlich, wenn eine Bierbrauerei angelegt würde und gutes Bier zum Trunke für die unvermögenden Arbeiter bereitet werde. Auf diese Weise würde das Geld nicht so häufig in’s Ausland nach Remlingen, Wertheim und Frankfurt exportiert und die Untertanen hätten die Bequemlichkeit ihr nötiges Bier in ganzen oder halben Eimern in guter Qualität bei ihm zu bekommen“. Am 28. Januar 1796 erhielt er die Braurechturkunde. Aber nur für vier Jahre.
Dieser Johann Andreas Leininger muss ein recht unternehmerischer Mann gewesen sein. Bereits 1777 entschloss er sich, außerhalb der Stadtmauern in seinem Garten eine großzügige Weinsteinfabrik zu bauen. Wie so oft hatte auch er mit dem Neid und der Engstirnigkeit von Nachbarn und anderen Mitbürgern zu kämpfen. Endlich erhielt er am 8. Oktober 1782 unter strengen Auflagen die Genehmigung zum Betrieb der Weinsteinfabrik, die auch recht gut florierte. Bis auf ein Jahr gab es dann aber von 1788 – 95 nur Missernten und Leininger musste die Weinsteinfabrikation mangels fehlendem rohen Weinstein sehr stark einschränken. Er überlegte nun, wie er seine Kupferkessel und anderes Geschirr besser nutzen könnte. So machte er Versuche Bier herzustellen, was glänzend gelang und ihn ermutigte eine Konzession für Bier zu erbitten.
Am 3. September 1800 bat Leininger um Verlängerung der Konzession mit der Bitte sie auf acht Jahre zu verleihen. Man verlängerte sie wieder um nur vier Jahre. Bereits am 30. Juli 1802 richtete er abermals ein Gesuch an die Landesregierung mit der Bitte ihm entweder auf sein Haus oder auf seine Person das Recht des Bierbrauens zu verleihen.

Das Luftbild zeigt den Gebäudekomplex der Brauerei Sorg um 1930

Unter mehreren Argumenten hierzu führte er u.a. an:„…… dass sonst der Bierkonsum den ausländischen Brauereien zu gute komme, dass in der ganzen Gegend kein Hochfürstlicher Unterthan ein Braurecht hätte und dadurch auch der Wein im Preise falle, solcher doch eher als das Bier getrunken werde und dadurch sich das Bierbrauen von selbst vermindere“. Daraufhin verlängerte man ihm die Konzession um zwölf Jahre.
Leininger starb am 17. Oktober 1807. Von seinen sieben Söhnen wollte keiner den Betrieb übernehmen, so dass die Brauerei verkauft wurde. Kaspar Behr, geb. 1769, wird 1817 als Besitznachfolger angegeben. Ihm folgte sein Sohn Anton Behr. Schon 1859 verzeichnen die Akten den Sohn Franz Behr als Besitzer. Aber bereits 1863 wird ein gewisser Wenz als Inhaber der »Behr-Brauerei« erwähnt. Er war vermutlich für einige Jahre Pächter, bis Franz Behr mit der Ausbildung als Brauer fertig war. Er starb aber schon im Jahre 1879, 39jährig. Seine Witwe heiratete 1881 den Bierbrauer Michael Zormeyer. In der Zwischenzeit gesellte sich eine Brauereiwirtschaft und eine ansehnliche Landwirtschaft hinzu. Michael Zormeyer starb 1895. Die Witwe Barbara führe die Brauerei weiter, bis 1898 die älteste Tochter Mathilde die Verantwortung übernahm. Ein Jahr zuvor hatte sie den Bierbrauer Bernhard Wehr geheiratet. Aber er starb schon nach dreieinhalb Ehejahren. Daraufhin verkaufte sie 1902 alle Liegenschaften an Karl Sorg. Der Sohn Max Sorg übernahm 1920 die Brauerei und legte sie still. Die Kundschaft wurde von der »Martinsbräu« übernommen. Max Sorg vergrößerte die vorhandene Handesmälzerei, die noch bis 1983 produzierte.
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